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Wieso Medienpädagogik der Beruf der Zukunft ist
Stand: April 2025 | Lesezeit: 7 min.
Um Kinder, Jugendliche und Erwachsene auf sicheren Pfaden durch den Mediendschungel zu führen und vor Fake News oder Mobbing zu schützen, braucht es erfahrene Medienpädagog*innen. Logischer Schritt: Weil Medienbildung immer wichtiger wird, wird es dieser Beruf ebenfalls. Wer ihn erlernt, trägt einen großen Teil zum Schutz unserer Demokratie bei.
- 1Was ist Medienpädagogik?
- 2Wieso ist dieser Beruf wichtig?
- 3Wo arbeiten Medienpädagog*innen?
- 4Wie kann man diesen Beruf erlernen?
Was ist Medienpädagogik?
In den letzten Jahren wurde das Feld der Medienpädagogik zum zentralen Austragungsort vieler Debatten. Die Welt wird zunehmend digitaler, die Herausforderungen, die dieser Wandel mit sich bringt, gehen uns alle an. Medienbildung wird zunehmend zu einem essentiellen Teil einer jeden Erziehung – eben auch, weil Medienbildung mit Demokratiebildung gleichzusetzen ist. Wer Fake News erkennt und Nachrichten einzuordnen weiß, läuft weniger Gefahr, Populisten ins Netz zu gehen.
Genau da setzt die Medienpädagogik an. Als „Teildisziplin unterschiedlicher Fächer wie Bildungswissenschaften, Publizistik und Kommunikationswissenschaften, Psychologie, Soziologie und Informatik“ setzen sich Medienpädagog*innen mit allen Aspekten der Kommunikationstechnologie auseinander, ordnen ein und bilden in den wichtigen Teilbereichen Medienerziehung, Mediendidaktik, Medienbildung und Medienkompetenz.
Wieso ist dieser Beruf wichtig?
Medien, digital oder nicht, sind allgegenwärtig. Innerhalb der Erziehungswissenschaften ist Medienpädagogik in den vergangenen Jahren deswegen immer wichtiger geworden. Dieser Trend wird sich in den nächsten Jahren verstärken, weiß Andrea Zeisberg vom Landesmedienzentrum Baden-Württemberg (LMZ). „Ein souveräner Umgang mit digitalen Endgeräten und das Wissen um Risiken und Chancen digitaler Medien“, findet sie, „sind heutzutage daher ähnlich wichtig, wie das Wissen darum, wie man sich sicher im Straßenverkehr bewegt.“
Ein sehr wichtiger Punkt sei in diesem Beruf die „Vermittlung von Informationskompetenz und die Sensibilisierung für Desinformation als Beitrag zur Demokratiebildung“, wie sie sagt. Darüber hinaus vermittelt die Medienpädagogik wichtiges Wissen über die „Vermittlung von Persönlichkeitsrechten wie das Recht am eigenen Bild oder die Relevanz des Schutzes der eigenen Daten. Außerdem sensibilisiert sie für stereotype Rollenbilder und überhöhte Schönheitsideale auf Social Media oder zeigt auf, wie man sich gegen Cybermobbing wehren kann. Die Themenpalette“, sagt Zeisberg ganz richtig, „ist riesig.“
Prof. Dr. phil. Thomas Knaus von der PH Ludwigsburg sieht das genau so. Für ihn ist die Medienpädagogik „eine der zentralen ‚Zukunftskompetenzen‘ – so heißt sie übrigens auch im neuen baden-württembergischen Schulgesetz. Medienpädagog*innen sind nun mal die zentralen Multiplikator*innen zur gezielten Förderung von Medienkompetenz in allen Bildungsbereichen. Aus diesem Grund kommt dem Beruf der Medienpädagog*in und der medienpädagogisch gebildeten Lehrer*in eine zentrale Bedeutung zu.“
Wo arbeiten Medienpädagog*innen?
Das Einsatzgebiet der Medienpädagog*innen ist vielfältig. Es bewegt sich sowohl im schulischen als auch im außerschulischen Kontext. „Die meisten unserer Studierenden gehen nach ihrem Studium an Schulen“, so Thomas Knaus. „Das ist sehr gut und wichtig, denn die Schule ist neben der Familie die zentrale Sozialisationsinstanz und verfügt daher auch bezüglich der Medienkompetenzförderung über eine sehr zentrale gesellschaftliche Funktion.“ Außerhalb des schulischen Umfelds ist es vor allem die Kinder- und Jugendarbeit.
Aber eben nicht nur, wie Thomas Knaus betont: „Mit dem Aufkommen digitaler Medien- und Interaktionsformen besteht ein stetig anhaltender Lern- und Bildungsbedarf aller Menschen. Mit dieser Entwicklung steigt nicht zuletzt auch die Nachfrage nach medienpädagogischen Themen und Zugängen. Dadurch rücken vermehrt auch Erwachsene, wie Erwerbstätige und Senior*innen, aber auch Institutionen und Unternehmen, als neue Zielgruppen immer stärker in den Fokus der medienpädagogischen Praxis- und Berufsfelder.
Andrea Zeisberg vom LMZ sieht ein ähnlich breites und stetig wachsendes Einsatzgebiet. „Man kann sowohl mit Kindergartenkindern als auch mit Senior*innen arbeiten. Zudem ist es möglich, seinen Schwerpunkt eher im Bereich der aktiven Medienarbeit anzusiedeln und beispielsweise mit Jugendlichen kreative Medien-Projekte umzusetzen. Oder man legt seinen Schwerpunkt eher im Bereich des Jugendmedienschutzes, so wie ich, und sensibilisiert Menschen für Risiken in digitalen Welten. Auch Kultureinrichtungen wie Museen setzen immer stärker auf mediendidaktische Konzepte, die es zu entwickeln gilt.“
Wie kann man diesen Beruf erlernen?
Am Institut für Erziehungswissenschaften der PH Ludwigsburg bildet Prof. Dr. phil. Thomas Knaus die Medienpädagog*innen von morgen aus – und weiß daher ganz genau, worauf es in diesem Beruf ankommt. „Ideal ist ein Studium mit medienpädagogischem Schwerpunkt, wie es vor allem in der Erziehungswissenschaft oder Bildungswissenschaft, Erwachsenenbildung oder in speziellen Aufbaustudiengängen zum Beispiel im Lehramt angeboten wird. Alle diese Studienmöglichkeiten gibt es bei uns in Ludwigsburg.“ Positiv bewertet er auch das mittlerweile nahezu ausgeglichene Geschlechterverhältnis unter den Studierenden.
Zusammenfassend ergibt das in etwa ein solches Profil: Pädagogische und didaktische Grundlagen, spezifische medienwissenschaftliche und technisch-informatische Kenntnisse, Bereitschaft zur kontinuierlichen Weiterbildung und zur Auseinandersetzung mit aktuellen medialen Entwicklungen, Fähigkeit zur kritischen Reflexion der eigenen Medienpraxis und Offenheit für interdisziplinäre Zusammenarbeit in unterschiedlichen Bildungsbereichen.
Ein großes Problem sieht Thomas Knaus darin, dass die Berufsbezeichnung „Medienpädagog*in“ nicht geschützt ist. „Auch das Angebot an spezialisierten Studienmöglichkeiten ist bisher sehr begrenzt: Lediglich an 51 der 426 Hochschulstandorte in Deutschland gibt es derzeit die Möglichkeit, sich im Studium vertieft mit medienpädagogischen Inhalten zu befassen. Angesichts der wachsenden Bedeutung von Medienkompetenz besteht daher weiterhin ein großer Fort- und Weiterbildungsbedarf in diesem Bereich.“ Daher gibt es neben den einschlägigen Studiengängen auch alternative Zugangswege, wie er erklärt: „Wer beispielsweise aus den Geisteswissenschaften kommt, sollte besonderen Wert darauf legen, pädagogische und didaktische Kenntnisse zu ergänzen. Umgekehrt empfiehlt es sich für pädagogisch Vorgebildete, ihr Wissen um medienwissenschaftliche und technisch-informatische Kompetenzen zu ergänzen. Für eine professionelle Tätigkeit sind fortlaufende Kenntnisse über aktuelle mediale Entwicklungen unerlässlich.“
Dennoch kann in dieser Offenheit gerade für engagierte Quereinsteiger auch ein Vorteil liegen, weiß Andrea Zeisberg. „Der Einstieg in den Beruf ist nicht reglementiert, einen Studienabschluss braucht man nicht zwingend“, sagt sie. „Mit entsprechenden Weiterbildungen können auch Pädagog*innen aus anderen Fachbereichen sehr gut Fuß fassen im Bereich der Medienpädagogik.“ Andersherum sei aber eben auch ein Einstieg aus der Medienpraxis möglich: „Auch Journalist*innen oder Filmschaffende können ihr Fachwissen weitergeben. Hier bietet sich besonders die aktive Medienarbeit an, in der es darum geht, Menschen bei der Umsetzung eigener Medienprojekte zu begleiten.“ Beide sind sich einig darin, dass Medienpädagogik nie wichtiger war als jetzt. Und wir viele gut ausgebildete Fachkräfte brauchen, um den Medienwandel zu unseren Gunsten zu nutzen.
Weiterführende Informationen
Weitere Links
www.medienkindergarten.wien
Ausführliche Medienpädagogik-Definition
www.ph-ludwigsburg.de
Medienpädagogik an der PH Ludwigsburg
www.podcast.de
Podcast zum medienpädagogischen Alltag