Wieso Kindernachrichten so wichtig sind

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Wieso Kindernachrichten so wichtig sind

Wieso Kindernachrichten so wichtig sind

Wenn Eltern Nachrichten mit ihren Kindern gemeinsam konsumieren, können auch schwierige Themen aufgearbeitet werden.

Das ZDF-Format logo! strahlt seit 1989 Kindernachrichten aus. Ein Artikel über die Auswahl und Aufarbeitung von kindgerechten News in einer stetig komplexeren Welt.

Nachrichten gehen uns alle an. Was für die meisten Bundesbürger*innen weiterhin die Tagesschau ist, ist für Kinder logo!. Das Nachrichtenmagazin des ZDF informiert junge Menschen seit 35 Jahren – altersgerecht aufbereitet und dennoch nicht beschönigend. Das ist bisweilen ein ordentlicher Balanceakt, den das Team jeden Tag meistern muss. Doch ihr Auftrag ist ein wichtiger.

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    Die Kindernachrichtensendung logo!
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    Wie werden kindgerechte Nachrichten ausgewählt und aufgearbeitet?
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    Wie sieht eine kindgerechte Nachricht aus?
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    Wie geht man mit schlimmen Nachrichten um?
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    Können wirklich alle Nachrichten für Kinder aufbereitet werden?

Die Kindernachrichtensendung logo!

Beim ZDF-Magazin logo! arbeiten jeden Tag rund 14 Mitarbeiter*innen an der einzigen täglichen Kindernachrichtensendung im deutschen Fernsehen. Sie bereiten die Beiträge für die tägliche Abendsendung im Kinderkanal (KiKa) vor, planen die nächsten Tage, verfassen Online-Artikel oder bespielen die Social-Media-Kanäle des Formats. Das ist ein wichtiger Beitrag zur Bildung junger Menschen und leistet große Dienste auf dem Gebiet der politischen Bildung, Medienkompetenz und Verbreitung seriöser, gut recherchierter Information. Darauf haben eben auch Kinder ein Recht – zumal die Kindernachrichten bei logo! eine essentielle Vorstufe zu ihrem Leben als mündige Erwachsene ist, die Fake News auch als solche erkennen und einordnen können.

Wie werden kindgerechte Nachrichten ausgewählt und aufgearbeitet?

Constanze Knöchel leitet die ZDF-Hauptredaktion Kinder und Jugend. Ihr zentrales Anliegen ist es, Kinder zu informieren und auf die Geschehnisse in der Welt vorzubereiten – jeden Tag aufs Neue. „Wir suchen nicht nur aktuell-nachrichtliche Themen aus, sondern auch Themen, die aus der Lebenswirklichkeit der Kinder stammen“, erklärt sie. „Im Gegensatz zu den typischen Erwachsenennachrichten setzen wir also nicht immer, aber auch mal auf typische Kinderthemen – wenn es etwas aus dem schulischen Kontext oder mit Ferien oder Freizeitgestaltung zu tun hat etwa.“

Zudem achtet die Redaktion bei der Themenauswahl auf gewichtige Dinge, die Kinder betreffen, interessieren oder mitbekommen. „Das können auch mal komplexere, ernstere Themen sein, wobei wir dann immer versuchen, einen besonderen Ansatz zu wählen und herausarbeiten, was an dieser Nachricht für Kinder besonders interessant sein könnte.“ Als roter Faden einer logo!-Sendung dient dabei die sogenannte „Kinderfrage“, eine Art Kernthese, die vorab formuliert und im Laufe des Beitrags beantwortet wird.

Wie sieht eine kindgerechte Nachricht aus?

Natürlich unterscheiden sich Kindernachrichten von den Nachrichten der Tagesschau. Die logo!-Beiträge sind daher bewusst niederschwellig und inklusiv gestaltet. „Wir achten auf einen einfachen Stil, kurze Sätze, wenig bis gar keine Fremdwörter und im Zweifel eine Erklärung dieser Begriffe“, so Constanze Knöchel. „Ansonsten sind die Kindernachrichten klar strukturierte und journalistische Beiträge, wie alle anderen auch. Bei der Bildauswahl sind wir allerdings besonders sensibel: Wir achten sehr genau darauf, dass wir keine verstörenden Bilder auswählen, beispielsweise keine Fotos von Toten oder Verletzten zeigen.“

Wie geht man mit schlimmen Nachrichten um?

Fakt ist: Viele Nachrichten verunsichern oder verängstigen. Und das nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene. Die Welt ist komplex, es herrschen Kriege, dazu gibt es Naturkatastrophen, humanitäre Not, politische Brandherde. Auch damit muss eine Nachrichtensendung für Kinder umgehen können. Deren Bild hat sich über die Jahre stark gewandelt. Wo man in Medienforschung und Kinderpsychologie früher den Standpunkt vertrat, dass schwierige oder nicht kindgerechte Themen eher vermieden werden sollten, pflegt man heute die Ansicht, dass diese Nachrichten zentral behandelt werden müssen. Denn auch wenn es nicht gut ist, Kinder zu überfordern, ist es mindestens ebenso schlimm, sie zu unterfordern oder nicht ernstzunehmen. „In der Welt gibt es gerade viele Krisen. Dennoch können und wollen wir diese Nachrichten weder ausschließen noch in Watte packen“, sagt Knöchel. „Es ist Krieg in Europa, darüber müssen wir berichten. Wir wollen auch nichts schönreden, wenn es nichts schönzureden gibt.“

Dennoch verfolgt die logo!-Redaktion den Ansatz, schwierige Themen mit einem konstruktiven Ansatz zu verbinden. Die Redaktionsleiterin führt ein Beispiel auf: „Kindern ist beispielsweise ganz wichtig, zu erfahren, wie sie helfen können oder wie betroffenen Kindern geholfen wird. Und natürlich achten wir darauf, dass wir eine zehnminütige Sendung nicht mit bedrückenden Themen überfrachten. Das ist wie bei anderen Nachrichtensendungen auch – nach hinten wird es leichter. Es ist aber eben unsere zentrale Aufgabe, Kinder zu informieren. Sie bekommen ja auch so viel mit, haben Fragen, wollen mehr erfahren. Wir wollen verhindern, dass sie sich allein gelassen fühlen.“

Können wirklich alle Nachrichten für Kinder aufbereitet werden?

Kinder konsumieren Nachrichten anders als Erwachsene. Ihnen fehlen die Erfahrung und die Filter, um gewisse Dinge einzuordnen und schlimme Nachrichten zu verarbeiten. Dennoch vertritt man bei logo! die These, dass sich prinzipiell jede Nachricht kindgerecht aufarbeiten lässt. „Aber wie bereits gesagt: Es kommt auf die Aufarbeitung an“, betont Constanze Knöchel. „Als letztes Jahr dieser grauenvolle Mord von zwei Mädchen an ihrer Freundin geschah, haben wir beispielsweise nicht direkt darüber berichtet, sondern diese Tat zum Anlass genommen, ein Erklärvideo zum Jugendstrafrecht auszustrahlen.“ Dadurch wird das Thema nicht verschwiegen, aber auf eine Art und Weise vermittelt, die weniger verstört und zugleich bildet.

Dafür gab es zahlreiche Preise und Auszeichnungen: 2022 erhielt das Format etwa den Sonderpreis des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises für Fernsehjournalismus für „journalistische Aufklärung im besten Sinne, klar, nicht kalt“. 2010 gab es sogar den Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie „Beste Information“.

Stand: Oktober 2024

Weiterführende Informationen

Über den Autor

Björn Springorum ist freier Journalist und Schriftsteller. Er schreibt u.a. für die Stuttgarter Zeitung, den Tagesspiegel und konzipiert Comic-Geschichten für “Die drei ???". Als Schriftsteller hat er bislang fünf Kinder- und Jugendbücher verfasst. Zuletzt erschienen: “Kinder des Windes" (2020), Thienemann Verlag. Er lebt in Stuttgart.