OnlyFans: wie Stars und Pornodarsteller mit exklusiven Inhalten Geld machen

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OnlyFans: wie Stars und Pornodarsteller mit exklusiven Inhalten Geld machen

OnlyFans: wie Stars und Pornodarsteller*innen mit exklusiven Inhalten Geld machen

Junge Frau mit blauen Haaren und violetten Rasta-Locken, stark geschminkt mit Tattoo auf der Schulter.
OnlyFans Auf dem sozialen Netzwerk OnlyFans bieten Stars und Influencer*innen, aber auch Sexarbeiter*innen private bis pornografische Fotos und Videos gegen Bezahlung.

Stars locken mit persönlichen Einblicken

Die jetzige Eltern-Generation kennt das noch aus der eigenen Jugend: Einmal Backstage bei TakeThat spionieren oder ein Original-Autogramm von Brad Pitt ergattern. So ähnlich aufregend muss es heutzutage für Heranwachsende sein, wenn sie mithilfe des Smartphones ihren Stars besonders nah kommen können. Eine App will es besonders einfach machen, hinter die Kulissen der Reichen und Schönen schauen zu können: OnlyFans. Warum OnlyFans für Heranwachsende nicht geeignet ist, erklärt dieser Artikel.

Bereits über Instagram bekommen Jugendliche viel über das Privatleben von Filmstars, Models oder Musiker*innen mit. Wenn diese nun via Instagram dazu auffordern, ihnen per OnlyFans zu „folgen“, weil dort noch privatere Dinge gezeigt werden, dann ist für Jugendliche die Versuchung groß. Genauso beschreibt es Medienpädagogin Saskia Nakari: Die Stars und Sternchen „locken ihre Fans mit dem Versprechen, noch persönlichere Einblicke in ihr Privatleben zu geben“.

Privates gegen Bares

Genau so kann das Geschäftsmodell von OnlyFans beschrieben werden: Exklusivität gegen Aufpreis. Während der Zugang zu den Profilen auf Instagram oder Facebook kostenlos ist bzw. über Werbung finanziert wird, können die Inhalte auf OnlyFans gegen Bezahlung „monetarisiert“ werden. Anders gesagt: User*innen müssen per Kreditkarte dafür bezahlen, um Posts, Fotos oder Videos auf OnlyFans ansehen zu können.

Nutzer*innen können die Exklusiv-Inhalte ihres „Stars“ entweder mithilfe eines monatlichen Abos oder durch Einmalzahlungen freischalten. Die „Stars“ wiederum können einen individuellen Abopreis zwischen 4,99 und 49,99 Dollar festlegen, von dem 80 Prozent auf ihrem Konto landet. Die anderen 20 Prozent landen als Provision bei OnlyFans. Medienpädagogin Nakari dazu: „Hinter OnlyFans steckt ein Bezahlsystem, zu dem Kinder und Jugendliche nicht grundsätzlich geschäftsfähig sind. Den Fans bietet es aber die Möglichkeit, ihren Star direkt und ohne Umweg finanziell zu unterstützen“.

Die Hälfte aller Inhalte: Nacktheit, Erotik und Pornografie

Das Bezahlmodell ist nicht der einzige Unterschied zu anderen Plattformen wie Instagram oder Facebook. Wer die Profile auf OnlyFans durchkämmt wird zu großer Wahrscheinlichkeit auf erotische oder pornografische Inhalte stoßen. Während Instagram oder Facebook solche Inhalte in seinen AGBs verbietet, werden auf OnlyFans weder erotische noch pornografische Inhalte zensiert. Diese freizügige Regelung führte dazu, dass auch Pornodarsteller*innen, Sexarbeiter*innen oder Erotik-Models auf OnlyFans ihre Inhalte anbieten. Besonders die Möglichkeit die Preise und Art der Inhalte selbst festzulegen, lockt Anbieter*innen sexueller Inhalte scharenweise auf diese Plattform.
OnlyFans behauptet, dass „sexuell explizite“ Inhalte etwa die Hälfte des Gesamtangebotes ausmachen. Obwohl auch Mode-, Musik, Lifestyle-Themen auf OnlyFans angeboten werden, ist die Plattform eindeutig der Erwachsenenunterhaltung zuzuordnen. Die Nutzungsbedingungen von OnlyFans richten sich daher ausschließlich an volljährige Personen.

Keine effektive Altersprüfung bei der Anmeldung

Die exklusiven Inhalte von Musiker*innen, Influencer*innen und Filmstars machen OnlyFans für nicht-volljährige User*innen attraktiv. Ein User*in-Profil ist dort mit wenigen Klicks erstellt, bei der Frage nach dem Alter wird geschummelt und die Zahlungsdaten der Eltern sind auch nicht immer streng geheim. „Um sich bei der Plattform anzumelden und so Einblicke in deren Inhalte und Mitglieder zu bekommen, ist es ähnlich wie bei WhatsApp“, beschreibt Saskia Nakari den Anmeldevorgang. „Man wird darauf verwiesen, dass man nur ab einem bestimmten Alter beitreten kann, hier 18 Jahre, aber verifizieren muss man dies nicht“, so ihre Beobachtung. Technisch bietet OnlyFans aber eine Altersprüfung mithilfe des Personalausweises an: Nämlich in den Moment, wenn ein*e Nutzer*in selbst Inhalte hochladen möchte. 

Einmal angemeldet, können Heranwachsende auch auf Profilen landen, deren Inhalte hauptsächlich pornografischer oder erotischer Natur sind. Vorausgesetzt, dass Heranwachsende Zugriff auf ein Girokonto oder eine Kreditkarte haben, können sie sogar kostenpflichtige pornografische Inhalte abonnieren. Medienpädagogin Nakari hat festgestellt, dass sich „in der ein oder anderen kostenlosen Profilvorschau Links befinden, die zu einschlägigen Pornowebseiten weiterleiten“. Die hier genannten Inhalte können die Heranwachsenden überfordern, verunsichern oder verstören. Mehr dazu in unserem Artikel „Pubertät und Pornografie“.

Hilfe, mein Kind ist auf OnlyFans angemeldet!

Doch was tun, wenn Eltern merken, dass ihr Kind auf OnlyFans unterwegs ist? Medienpädagogin Nakari rät Eltern dazu, das Thema offen anzusprechen und nachzufragen, warum OnlyFans so wichtig ist. Ein möglicher Aufhänger besteht darin, „über Stars im Allgemeinen zu sprechen und was es einem selbst bedeutet (hat), Fan von einer Musikgruppe oder einem Fußballverein (gewesen) zu sein.“ Dadurch zeigen Eltern, dass sie das Verhalten der Jugendlichen nachvollziehen können. Die Kinder sind dann offener, ihren Eltern zu zeigen, was an OnlyFans so großartig ist.

„Bei dieser Gelegenheit sollte man dann genauer hinschauen und sich zu fragwürdigem Content auch äußern. Als Elternteil vermittelt man moralische Werte, an denen sich die Kinder orientieren können. Falls also zu viel nackte Haut zu sehen ist, sollte man das auf jeden Fall äußern“, rät Saskia Nakari. Bei dem Gespräch können Eltern feststellen, was ihr Kind über Bezahlmodell von OnlyFans weiß und hinterfragen, ob Stars den zusätzlichen Verdienst wirklich nötig haben.

Dringend empfiehlt Medienpädagogin Nakari den Eltern, den großen Anteil von sexualisiertem und pornografischem Inhalt anzusprechen, der sich zum Teil bereits in Vorschauprofilen erkennbar ist oder sich hinter Links zu externen Webseiten verbirgt. „Nach dem Austausch darüber wird jedes Elternteil sein Kind wahrscheinlich bitten, sich gegen dieses Netzwerk zu entscheiden, da es sich hierbei um ein Netzwerk für Erwachsene handelt“, vermutet Nakari. Eltern dürfen aber ihre Kinder gerne in ihrem Fan-Sein unterstützen und ihnen Alternativen anbieten. Denkbar wären z.B. eine Mottoparty zu planen, gemeinsam ein Konzert anschauen oder eine Autogrammkarte zu organisieren.

Erziehende und Lehrkräfte sollten in der Lage sein, das tabuisierte Thema Pornografie aufzugreifen. Um verantwortungsvoll mit Medien umzugehen, gehört neben einer Werteerziehung auch die Medienbildung von Kindern und Jugendlichen. Im Rahmen unserer Programme kann das Thema "Pornografie" an Schulen und Bildungseinrichtungen in Workshops aufgegriffen werden. Für das Kindermedienland Baden-Württemberg arbeiten geschulte Referent*innen aus der Sozial- und Medienpädagogik, die den Umgang mit Internetpornografie jugendgerecht thematisieren und Lehrkräfte dazu schulen.

Das Landesmedienzentrum bietet mit seiner Medienpädagogischen Beratungsstelle Eltern und Lehrkräften Rat und Unterstützung zum pädagogischen Jugendmedienschutz. Die Beratungsstelle ist Mo. bis Do.von 8:30 bis 16 Uhr, sowie Fr. von 8:30 bis 13 Uhr erreichbar: unter 0711 490 963 – 21.

Stand: August 2023