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Pubertät und Pornografie
Sexuelle Inhalte im Netz sind für Jugendliche keine Besonderheit mehr. Aktuelle Zahlen von 2019 zeigen, dass über jede oder jeder zweite Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren „in den letzten 12 Monaten jeweils sexuelle Bilder gesehen“ hat. Ein weiteres Ergebnis der EU Kids Online-Befragung in Deutschland 2019 war, dass über ein Drittel der „Heranwachsenden, die mit sexuellen Inhalten in Berührung gekommen sind, absichtlich danach gesucht“ haben.
Wonach suchen Heranwachsende?
Aus Neugier oder weil sie mit Gleichaltrigen mitreden möchten, suchen Heranwachsende nach Aufklärungsmaterial. Wenn es um Aufklärung geht, spielen zwar Bezugspersonen wie Eltern, Lehrer*innen und Freunde die größte Rolle. Bei vielen Heranwachsenden ist es aber nicht selbstverständlich, dass Eltern gezielt heikle Themen ansprechen. Auch Scham oder Angst sorgen dafür, dass Jugendliche lieber nicht mit den Eltern reden möchten. Das Internet wird in dieser Situation fast zwangsläufig zu einem alternativen Informationsangebot.
Pornografie kann überfordern
Bei der ungezielten Suche im Netz stoßen Jugendliche nicht automatisch auf seriöse Seiten. Schnell landen sie auf kommerziellen und pornografischen Angeboten, die als Aufklärungsmaterial ungeeignet sind. Im Gegenteil: Pornografische Darstellungen im Internet können Jugendliche verunsichern und überfordern.
Die in Pornos dargestellte Sexualität hat wenig mit der Realität zu tun – genauso wenig wie ein Actionfilm etwas mit dem Alltag von Polizeibeamten zu tun hat. Die Darsteller in Pornos sind besonders ausdauerfähig und haben ideale Körpermaße, die wenig mit der Realität von Jugendlichen zu tun haben. Jugendliche können die in Pornos gezeigten Idealbilder als Norm verstehen und sich selber damit vergleichen, was zu Frustration führen kann. Der Wunsch an der idealisierten Sexualität teilzuhaben oder mit dem Partner diese nachzuahmen, kann teilweise gesundheitsschädigend sein und Beziehungen negativ beeinflussen, wenn die Erwartungen nicht erfüllt werden. Darüber hinaus vermitteln Pornos überzeichnete Rollenbilder von Männlichkeit und Weiblichkeit, welche völlig am Leben der Heranwachsenden vorbeigehen.
Kein Tabu: im Gespräch bleiben!
Genau bei diesen Themen dürfen Erziehende mit den Jugendlichen im Gespräch bleiben. Gerade von Eltern erwarten Jugendliche insgeheim, dass sie eine klare Haltung zu solchen Themen haben – auch wenn es erstmal nicht die erwünschte Haltung ist. Heranwachsende wünschen sich von ihren Eltern, dass sie ihnen Grenzen aufzeigen, an denen sie sich abarbeiten können, wozu auch der Umgang mit Sexualität gehört.
Wir haben für Eltern 10 Tipps zusammengestellt, wie sie mit ihren Kindern über sexuelle Inhalte im Netz reden können. Dazu gehört auch der Rat, keine ungewollten Aufklärungsgespräche zu führen und nicht zu moralisieren. Den wichtigsten Tipp haben wir ganz an den Anfang gestellt: Seien sie vorbereitet, das Thema lässt sich nicht wegtabuisieren!
Beratungsangebote online
Mittlerweile finden sich im Netz viele Beratungsangebote, die jugendgerecht Informationen zu den gängigsten Fragen bereitstellen. Dazu zählen u. a.
Auch in sozialen Netzwerken oder YouTube finden Jugendliche zahlreiche Kanäle die sich mehr oder weniger altersgerecht mit dem Thema „Sexualität“ auseinandersetzen. Jugendliche sehen z. B. auf YouTube die Kommentare und Posts anderer. Das wiederum zeigt ihnen, dass sie nicht mit ihren Problemen alleine dastehen. Dass sie direkt mit den YouTube-Expert*innen in Kontakt kommen können, macht es für Jugendliche noch einfacher, ihre Fragen loszuwerden.
„Ist das normal, wenn …?“
Oft wollen Jugendliche wissen, ob bestimmte Praktiken, Neigungen oder Körpereigenschaften „normal“ sind, weil sie mit ihrer eigenen Sexualität noch unsicher sind. Der Wunsch nach Orientierung und Zuspruch ist in der Pubertät besonders groß. Deshalb sind die offenen Beratungsangebote auf YouTube und Co. so attraktiv. Schwierig wird es aber für die Jugendlichen, wenn sie auf ihre Fragen zu unterschiedliche oder unpersönliche Antworten bekommen.
Genau hier sollten Erziehende und Eltern Gesprächsangebote schaffen. Im geeigneten Rahmen können Erwachsene die Jugendlichen dabei stärken, ein positives und zufriedenes Selbstbild von sich zu haben. Gleichzeitig können Erwachsene Informationen geben, die zuverlässig sind und gleichzeitig Grenzen aufzeigen.
Erziehende und Lehrkräfte sollten in der Lage sein, das tabuisierte Thema Pornografie aufzugreifen. Um verantwortungsvoll mit Medien umzugehen, gehört neben einer Werteerziehung auch die Medienbildung von Kindern und Jugendlichen. Im Rahmen unserer Programme kann das Thema "Pornografie" an Schulen und Bildungseinrichtungen in Workshops aufgegriffen werden. Für das Kindermedienland Baden-Württemberg arbeiten geschulte Referent*innen aus der Sozial- und Medienpädagogik, die den Umgang mit Internetpornografie jugendgerecht thematisieren und Lehrkräfte dazu schulen.
Stand: August 2023
Link-Tipps
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Dossier "Let’s talk about Porno"
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Sexualität und Pornografie
lmz-bw.de
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Beratung zum Thema Sexualität und sexualisierte Gewalt
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Sex-Fragen-Podcast für junge Leute
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ajs-informationen 1/2020 – Unaufgeregt wertvoll: Sexualpädagogik
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