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Pressemitteilung
In ihrer Studie „Cyberlife III“ legen das „Bündnis gegen Cybermobbing e.V.“ und die Techniker Krankenkasse aktuelle Zahlen für das Coronajahr 2020 vor. Jede/-r fünfte bis sechste Schüler/-in ist demnach von Cybermobbing betroffen. Dies entspricht einem Anstieg von 36 Prozent gegenüber der Vorläuferstudie im Jahr 2017. Als Treiber dieser Entwicklung sehen Eltern und Lehrkräfte vor allem die Anonymität der Kommunikation im Internet sowie eine härtere, gewaltbetontere Jugendsprache.
Für die Schüler-Studie wurden deutschlandweit rund 4.400 Schüler/-innen im Alter von 6 bis 21 Jahren von März bis November 2020 befragt. Ihre Ergebnisse legen offen, dass Berufsschulen, Hauptschulen und Werkrealschulen am meisten von Cybermobbing betroffen sind. Ein Viertel der Kinder und Jugendlichen, die eine dieser Schulformen besuchen, wurden schon einmal im Netz gemobbt. Am geringsten ausgeprägt ist das Problem an Gymnasien (12 %) und Grundschulen (8 %). Dass fast jede/-r zehnte Grundschüler/-in bereits Cybermobbingattacken erlebt, spiegelt allerdings nicht nur die immer frühere Internetnutzung von Kindern wider. Es zeigt auch, dass Cybermobbing kein aussterbendes, sondern ein „nachwachsendes“ Phänomen ist.
Alkohol- und Tablettenkonsum steigt drastisch an
Am häufigsten müssen Cybermobbing-Opfer Beleidigung oder Beschimpfungen, die Verbreitung von Lügen oder Gerüchten über ihre Person sowie Ausgrenzung über sich ergehen lassen. Dies bleibt nicht ohne Folgen: Während die meisten Betroffenen mit Verletzung, Wut und Angst reagieren, gibt es einen alarmierenden Trend bei den psychosozialen Folgen mit unmittelbarer Gefahr für Leib und Leben. Fast jede/-r fünfte Betroffene konsumiert infolge des Cybermobbings Alkohol oder Tabletten – das sind 29 Prozent mehr als noch im Jahr 2017. Ein Viertel der Opfer entwickelt Suizidgedanken, was einem Anstieg von 20 Prozent gegenüber der Vorläuferstudie entspricht.
Auffällig ist, dass nahezu alle psychosozialen Folgen von Cybermobbing drastischer ausfallen als noch 2017. Der Studie zufolge besteht ein Zusammenhang zwischen der allgemeinen Unzufriedenheit von Kindern und Jugendlichen mit ihrer Lebenssituation und den durch Cybermobbing ausgelösten Emotionen. So greifen Unzufriedene doppelt so häufig zu Tabletten und Alkohol und entwickeln dreimal so häufig Suizidgedanken wie Zufriedene.
Corona-Pandemie als möglicher „Brandbeschleuniger“
Die Corona-Pandemie könnte daher als „Brandbeschleuniger“ sowohl des Cybermobbings selbst als auch seiner emotionalen Folgen gewirkt haben. Durch Schulschließungen und Fernunterricht mussten Kinder und Jugendliche ihre Sozialkontakte massiv einschränken, sodass sie diese verstärkt ins Netz verlagerten. Dadurch setzten sie sich stärker dem Risiko des Cybermobbings aus – während Lehrkräfte und Schulen als Unterstützungs- und Präventionsfaktoren weitgehend wegbrachen. Eine höhere Unzufriedenheit über die eigene Situation in der Pandemie könnte schließlich die psychosozialen Mobbingfolgen verstärkt haben.