25 Jahre JIM-Studie: Wie Jugendliche ihr Medienverhalten verändert haben

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25 Jahre JIM-Studie: Wie Jugendliche ihr Medienverhalten verändert haben

25 Jahre JIM-Studie: Wie Jugendliche ihr Medienverhalten verändert haben

Nach 25 Jahren JIM-Studie steht fest: Vieles verändert sich, aber eines bleibt gleich wichtig: Freundschaft.

Seit 1998 untersucht der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest jährlich den Medienumgang Jugendlicher zwischen 12 und 19 Jahren. Die aktuelle JIM-Studie 2023 ist somit die 25. Untersuchung. Und bietet insbesondere im Vergleich über die Jahrzehnte spannende Einblicke.

Bereits seit 1998 führt der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest (mpfs) repräsentative Studien zum Medienverhalten von Kindern, Jugendlichen und Familien (KIM, JIM und FIM) durch. Sie geben einen wichtigen und zentralen Einblick in Veränderungen und Konstanten im Medienkonsum. Die Studie 2023 ist somit das silberne Jubiläum.

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    Was ist der mpfs?
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    JIM – Jugend, Information, Medien
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    Die JIM-Studie 2023
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    Rückblick: 25 Jahre JIM-Studie

Was ist der mpfs?

Der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest (kurz mpfs) ist ein Kooperationsprojekt der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) und der Landeszentrale für Medien und Kommunikation Rheinland-Pfalz in Zusammenarbeit mit dem Südwestrundfunk. Die Studien des mpfs dienen schon lange als Diskussions- und Arbeitsgrundlage für Medienpädagogik, Politik und Bildungseinrichtungen – und zwar für Alle, die mit Kindern und Jugendlichen zusammenleben und arbeiten. Das länderübergreifende Unterfangen mit Pilotprojektstatus hat sich seit mittlerweile einem Vierteljahrhundert bewährt: Bereits seit 1998 führt der mpfs repräsentative Studien zum Medienverhalten von Kindern, Jugendlichen und Familien (KIM, JIM und FIM) durch – 25 Jahre Medienforschung für die Praxis.

JIM – Jugend, Information, Medien

Vor dem Start der Studienreihe JIM (Jugend, Information, Medien) war es schwer bis unmöglich, eine sachlich und faktisch untermauerte Debatte zur Mediennutzung der jungen Generation zu führen. Emotional aufgeladen und tendenziös wurde damals die Nutzung von Fernsehen und Videospielen diskutiert, Ende der Neunziger spielten Internet oder Smartphones noch keine Rolle. Die JIM-Studie sammelte zum ersten Mal unabhängige Basisdaten zum Medienumgang von Jugendlichen in Deutschland. Damit wurde eine dringend notwendige Versachlichung dieser emotionalen Debatte erreicht.

Die JIM-Studie 2023

Für die JIM-Studie wurden vom 30. Mai bis zum 9. Juli 2023 Jugendliche in ganz Deutschland befragt. Die repräsentative Stichprobe setzt sich aus insgesamt 1.200 Jugendlichen im Alter von zwölf bis 19 Jahren zusammen. Auf diesmal 80 Seiten dokumentiert die Studie den Medienkonsum, die Nutzung der verschiedenen Endgeräte, Apps und digitaler Medien. Demnach sind Jugendliche nach ihrer eigenen Einschätzung 225 Minuten pro Tag online – 20 Minuten mehr als im Vorjahr. Nach einem Rückgang gegenüber 2022 (204 Minuten) ist das fast wieder soviel wie im zentralen Coronajahr 2020 (258 Minuten).

Benutzt wird dabei überwiegend das Smartphone. 96 Prozent der zwölf- bis 19-Jährigen besitzen mittlerweile ein eigenes, aber nur 43 Prozent davon nutzen die Funktion, die eigene Nutzungszeit am Smartphone einzusehen. 23 Prozent kennen diese Funktion gar nicht. Benutzt wird vor allem WhatsApp (79 Prozent), erst weit dahinter kommen Instagram (31 Prozent), TikTok (24 Prozent) und YouTube (23 Prozent). Auch Umwälzungen in der Gesellschaft lassen sich an der Studie ablesen: 38 Prozent der Jugendlichen haben das KI-Programm ChatGPT schon selbst genutzt, weitere 36 Prozent kennen es. Nur 15 Prozent haben noch nie etwas von ChatGPT gehört. Verschwörungstheorien und Hassbotschaften sind im Vergleich weniger Befragten begegnet, dafür nahm das Wahrnehmen von Fake News um zwei Prozentpunkte zu. Auch die sexuelle Belästigung im Netz hat einen Anstieg zu verzeichnen.

Zur Auswahl einiger Forschungsergebnisse der aktuellen JIM-Studie.
Alle Ergebnisse der Studie stehen als PDF-Datei zum Download auf der Website des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest zur Verfügung.

Rückblick: 25 Jahre JIM-Studie

Der Vergleich der ersten JIM-Studie 1998 mit der Aktuellen von 2023 zeigt kaum Überraschungen: Die Medienwelt der jungen Generation hat sich in den vergangenen 25 Jahren radikal verändert. Alle gesellschaftlichen Phänomene finden sich in der JIM-Studie gespiegelt: Die zunehmende gesellschaftliche Nutzung des Internets ab der Jahrtausendwende und dessen sukzessiver Siegeszug, das Aufkommen der Streaming-Dienste und der damit verbundene Niedergang des linearen Rundfunks, genauso wie die Verbreitung von Smartphones und die umfangreiche Nutzung von Social Media.

Zu Zeiten der ersten Studie war das Fernsehgerät das am weitesten verbreitete Medium unter Jugendlichen. 95 Prozent der Zwölf- bis 19-Jährigen sahen mindestens mehrmals pro Woche fern. Knapp dahinter: CDs und Kassetten (94 Prozent) sowie Radio (85 Prozent). Immerhin 59 Prozent der Befragten lasen zudem regelmäßig Zeitung. Das Internet wurde damals von lediglich 18 Prozent der Jugendlichen zumindest selten genutzt. Das damalige Leitmedium Fernsehen befindet sich (mit einer kurzen Corona-Ausnahme) seit Jahren auf dem Rückzug, während Streaming seit 2016 fast konstant zugenommen hat. Ähnlich sieht es bei der täglichen Online-Nutzung aus: Waren es 2006 noch 99 Minuten täglich, nahm es bis 2016 auf einen Wert zu, der mehr als doppelt so hoch ist (200 Minuten). Seither wurde dieser Wert nie wieder unterschritten. Ab 2010 löste das Smartphone in großen Schritten das Handy ab, auch der Gebrauch des mp3-Players wurde durch die neuen Mobiltelefone schnell obsolet.

Der Vergleich der letzten 25 Jahre ist aber auch eine Geschichte von Verlagerungen. Heute verteilt sich die Mediennutzung auf deutlich mehr Hardware und Software als noch 1998. Wie bei allem Konsumverhalten, gibt es auch bei der Mediennutzung Übergänge: 2009 wurden Fernsehen und Internet noch etwa gleich häufig genutzt, danach wendet sich das Blatt. Für Überraschungen sorgen immer wieder totgesagte Medien: So wurde das gute alte (gedruckte) Buch 2023 von 25 Prozent der Jugendlichen regelmäßig aufgeschlagen – gegenüber 32 Prozent im Vorjahr.

Wie ein roter Faden durch die letzten 25 Jahre zieht sich hierbei die Bedeutung des Freundeskreises. Auch die JIM-Studie 2023 zeigt erneut: Als wichtigste nicht-mediale Freizeitaktivität gilt unerschütterlich „Freunde/Leute treffen“. Früher war eben nicht alles besser. Nur anders.

Stand: Januar 2024

Weiterführende Informationen

Über den Autor

Björn Springorum ist freier Journalist und Schriftsteller. Er schreibt u.a. für die Stuttgarter Zeitung, den Tagesspiegel und konzipiert Comic-Geschichten für “Die drei ???". Als Schriftsteller hat er bislang fünf Kinder- und Jugendbücher verfasst. Zuletzt erschienen: “Kinder des Windes" (2020), Thienemann Verlag. Er lebt in Stuttgart.