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Warum Medienbildung für unsere Demokratie unerlässlich ist
Das Staatsministerium hat ein umfassendes Strategiepapier in Sachen Medienbildung vorgelegt. Es zeigt, wieso ein geschulter Umgang mit Medien demokratiestärkend ist – und lädt alle Bürgerinnen und Bürger dazu ein, sich noch bis zum 11. September online daran zu beteiligen.
Medienbildung ist gesamtgesellschaftlich unerlässlich. Wo man sie früher eher bei Kindern und Jugendlichen verortete, ist mittlerweile klar, dass Medienkompetenz in allen Altersgruppen geschult werden muss. Sicher, je früher der richtige Umgang mit Medien erlernt wird, desto besser. In schnelllebigen und krisengeschüttelten Zeiten wie diesen ist es für ein demokratisches Miteinander enorm wichtig, dass wir uns alle fit machen für die immer rasanter voranschreitende Digitalisierung unseres Alltags.
- 1Begrifflichkeiten: Was ist Medienbildung?
- 2Der Wert der Medienbildung
- 3Das Strategiepapier
- 4Medienbildung ist Demokratiebildung
- 5Mitmachen, diskutieren, kommentieren
Begrifflichkeiten: Was ist Medienbildung?
Seit es Medien gibt, gibt es Medienbildung. Lange Zeit wurde allerdings eher weniger Wert auf eine Schulung im korrekten Umgang mit entstehenden neuen Medien gelegt. Sehr wahrscheinlich, weil diese Entwicklungen oftmals so rasend schnell gingen und die Gesellschaft oftmals keine Zeit hatte, sich vollumfänglich darauf einzulassen. Eine gute Medienbildung ist aber essentiell, weil sie Möglichkeiten aufzeigt, „digitale Medien sachgerecht, verantwortungsvoll, selbstbestimmt, genussvoll und schließlich souverän zu nutzen.“
„Medienbildung ist viel mehr als der technische Umgang mit Endgeräten“, weiß auch Michael Ellwanger, Leiter des Referats Medienrecht, Medienpolitik und Rundfunkwesen im Staatsministerium Baden-Württemberg. „Damit hat die junge Generation ja die wenigsten Probleme, wie wir wissen. Bei der Medienbildung geht es um Einordnung, Bewertung, um eine grundlegende Kenntnis der Mechanismen hinter den digitalen Medien. Das bedingt eine frühzeitige und über sämtliche Alterskohorten hinweg reichende Medienbildung.“
Ellwanger bekräftigt, dass es eben nicht damit getan ist, Schülerinnen und Schüler über die Gefahren und Chancen digitaler Medien aufzuklären „Lange Zeit war die vorherrschende Meinung, Medienbildung gehe vor allem die nachwachsende Generation an. Das ist nicht wahr. Medienbildung geht uns alle etwas an. Es geht nicht nur um den Umgang, sondern um die Bewertung des Erlebten. Wie erkenne ich eine verlässliche Quelle? Wie verhalte ich mich in den sozialen Medien? Da brauchen sämtliche Altersgruppen Unterstützung, was man ja allein an der Verbreitung von Hass und Hetze im Netz sieht.“
Der Wert der Medienbildung
„Unser Alltag ist digital geprägt“, sagt Ellwanger. „Wir stehen auf und der erste Griff geht zum Handy, weil es längst auch als Wecker fungiert. Ab diesem Augenblick kann man sich der digitalen Medienwelt bis zum Schlafengehen nicht mehr entziehen – egal, ob beruflich oder privat. Wir haben es mit einer Informationsvielfalt, eher noch mit einer Informationsflut, zu tun.“
Das sei natürlich bei allen Herausforderungen eine unheimliche Bereicherung, weil jede und jeder von uns „das Wissen der Welt mittlerweile in der Hosentasche mit sich herumträgt“; es bedarf aber eben gewissen „Soft Skills“, um dieser Welt adäquat zu begegnen. „Dazu braucht es eine umfassende und sehr spezifisch ausgerichtete Medienbildung je nach Zielgruppe. Das war es uns acht Jahre nach dem ersten Strategiepapier wert, auf den Wandel und die Entwicklungen zu schauen, um den Anschluss nicht zu verlieren. Die Medienwelt ist eine andere als 2015.“
Mittlerweile ist eine Menge passiert und so wurde u.a. die Medienbildung in die Lehrpläne implementiert. Doch Michael Ellwanger weiß natürlich, dass es damit nicht getan ist. „Medienbildung ist eine Daueraufgabe“, sagt er, „ein fortwährender Prozess, der eines kontinuierlichen Austauschs bedarf.“
Das Strategiepapier
Auch deswegen gibt es jetzt ein neues Strategiepapier „Medienbildung“ der Landesregierung. Das Besondere: Es ist eine interministerielle Zusammenarbeit, ein wirklich beeindruckender Kraftakt: Das Staatsministerium, das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport, das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, das Ministerium des Inneren, für Digitalisierung und Kommunen, das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration, das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus, das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz und das Ministerium der Justiz und für Migration haben mit zahlreichen Partnern der Initiative Kindermedienland, unter anderem dem SWR oder der Medien- und Filmgesellschaft ein neues Strategiepapier zur Medienbildung vorgelegt.
Das hat Gründe: Bewusst wurde versucht, einen ganzheitlichen Ansatz zu verfolgen, der keine Gruppe und keine Altersschicht ausschließt. „Medienbildung ist nicht die Aufgabe allein eines Ressorts. Das Thema ist viel komplexer und daher legt das Strategiepapier einen ressortübergreifenden Ansatz vor. Darüber hinaus haben wir unter anderen auch mit den Landesmedienzentren, der Landesanstalt für Kommunikation, aber auch mit der Aktion Jugendschutz zusammengearbeitet, um eine Verzahnung mit der Praxis sicherzustellen“, weiß Ellwanger.
Das Papier untersucht insgesamt zwölf verschiedene Handlungsfelder von frühkindlicher Medienbildung über Medienbildung für Migrantinnen und Migranten bis hin zu Medienbildung für ältere Menschen. Und bietet damit einen wichtigen Impuls insbesondere für jene Gruppen, die schwerer Zugang zu Medien finden und bislang häufig übersehen wurden. Das ist essentiell: Die rasante technische Entwicklung von den sozialen Medien bis zu KI bringt neue Möglichkeiten, aber eben auch viele Herausforderungen mit sich. Auf die muss die Politik, aber auch jede Bürgerin und jeder Bürger zeitgemäße Antworten finden.
Medienbildung ist Demokratiebildung
Wer reflektiert und hinterfragt anstatt blind kommentiert, wer recherchiert anstatt auf eine dubiose Quelle zu vertrauen, läuft weit weniger Gefahr, Hetzern und Blendern auf den Leim zu gehen. In dieser Hinsicht kann Medienbildung eine Demokratie stärken. Sie sei „weit mehr als das Enttarnen von Fake News“, wie Ellwanger sagt. „In einer Medienlandschaft, in der die Medienvielfalt abhanden kommt, werden Diskussionsspielräume verengt. Medienbildung kann einen großen Beitrag zu einer aufgeklärten und kritisch hinterfragenden Gesellschaft leisten. Nur so kann der öffentliche Diskurs enthalten werden. Medienbildung kann uns als Gesellschaft zusammenhalten, weil wir im Netz besonnener reagieren und reflektierter kommentieren. Sie ist der gesellschaftliche Kitt, der uns zusammenhält.“
Mitmachen, diskutieren, kommentieren
Alle Bürgerinnen und Bürger sind dazu aufgerufen, das Strategiepapier zu evaluieren, zu bewerten, zu kommentieren oder zu ergänzen. „Wir haben alles ganz bewusst niederschwellig gestaltet, weil völlig klar ist, dass sich nicht jeder durch das gesamte Strategiepapier lesen möchte. Deswegen haben wir es auf die einzelnen Handlungsfelder aufgeteilt, um es leichter zugänglich zu machen. Jede und jeder kann sich auf die punktuellen Interessen konzentrieren und dort zielgerichtet kommentieren.“
Alle Anmerkungen werden dann nach Ende der öffentlichen Konsultation am 11. September 2023 aufbereitet und bearbeitet. „Da zählen wir auch auf das Feedback der Öffentlichkeit, auf einen Blick von außen“, so Ellwanger. Hier geht es zur Online-Version sowie zur PDF-Version des Strategiepapiers Medienbildung.
Stand: August 2023
Weiterführende Informationen
Weitere Links
www.lmz-bw.de
Medienbildung beim Landesmedienzentrum
stm.baden-wuerttemberg.de
Homepage des Staatsministeriums Baden-Württemberg
www.bpb.de
Bundeszentrale für politische Bildung