Sind Roboter die Lehrkräfte der Zukunft? Über die künftige Rolle der Künstlichen Intelligenz an Schulen

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Sind Roboter die Lehrkräfte der Zukunft? Über die künftige Rolle der Künstlichen Intelligenz an Schulen

Sind Roboter die Lehrkräfte der Zukunft? Über die künftige Rolle der Künstlichen Intelligenz an Schulen

Künstliche Intelligenz: Das Lernen von morgen wird digital.

Vom 7. bis zum 11. März 2023 findet auf der Messe Stuttgart die größte Bildungsmesse Europas statt. Schwerpunkte der diesjährigen Didacta sind Bildungsgerechtigkeit, Bildung für nachhaltige Entwicklung, Digitalisierung, frühkindliche Bildung, berufliche Orientierung sowie Weiterbildung und lebenslanges Lernen. Insbesondere der Punkt Digitalisierung wird immer wichtiger, die Entwicklung auf diesem Sektor immer rasanter. Einen zentralen Part spielt dabei auch die Künstliche Intelligenz, kurz KI.

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    Was ist eigentlich künstliche Intelligenz?
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    Digitale Kompetenz steigern
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    KI kann man üben
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    Chatbot ChatGPT: Chancen und Gefahren
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    Pädagogik vor Technologie

Was ist eigentlich künstliche Intelligenz?

KI wird mittlerweile vielseitig eingesetzt. In unseren Mobiltelefonen, im Auto, in Fabriken, in Streaming-Portalen und in Saugrobotern. Aber was ist das überhaupt genau, eine künstliche Intelligenz? Das Europäische Parlament sagt dazu: „Künstliche Intelligenz ist die Fähigkeit einer Maschine, menschliche Fähigkeiten wie logisches Denken, Lernen, Planen und Kreativität zu imitieren. KI ermöglicht es technischen Systemen, ihre Umwelt wahrzunehmen, mit dem Wahrgenommenen umzugehen und Probleme zu lösen, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen.“

In den letzten Jahren hat sie immer mehr Alltagsfelder erobert – und steht dennoch erst am Anfang. Von KI erschaffene Werke gewinnen Kunstpreise, der KI-Bot ChatGBT beantwortet Fragen sehr akkurat und liefert druckfähige Texte, fällt aber auch durch Beleidigungen oder Drohungen auf. Die Künstliche Intelligenz wird unser Leben, unsere Gesellschaft von Grund auf verändern. Und damit auch das Leben, die Bildung und Erziehung unserer Kinder. Darin liegen Risiken, aber auch Chancen.

Digitale Kompetenz steigern

Nur weil jüngere Menschen aus unserer Sicht viel schneller mit neuen Medien vertraut sind und neue Geräte wie selbstverständlich bedienen, ist noch lange nicht sichergestellt, dass sie auch über eine hohe digitale Kompetenz verfügen. Auch nach jahrelangem Remote-Unterricht inmitten der Pandemie kommen Studien nämlich zu einem ziemlich ernüchternden Ergebnis: Der D21-Digital-Index 2022/2023 zeigt auf, dass sich nicht mal die Hälfte der Schülerinnen und Schüler zutraut, die Richtigkeit von Informationen und ihren Quellen zu überprüfen. „Gleichzeitig zeigen sie eine hohe Bereitschaft, visuell aufbereiteten Informationen eher zu vertrauen“, schreibt das Portal News4teachers unter Berufung auf die Studie.

Daraus leitet sich die unbedingte Notwendigkeit gesteigerter Medienkompetenz an Schulen ab. Jürgen Böhm, Bundesvorsitzender des Realschullehrerverbands (VDR), bringt es knackig auf den Punkt: „Medien- und Informationskompetenz und der Umgang mit Desinformationen gehören in den Lehrplan der Schulen.“ Bevor das nicht flächendeckend der Fall ist, sollten Kinder seiner Meinung nach, nicht auf KIs losgelassen werden. Doch sobald das gewährleistet wird, können sie sehr wohl davon profitieren und selbstständiger agieren.

KI kann man üben

Im Umgang mit neuen Medien, mit Chatbots und mit KI sind Lehrer und Eltern gleichermaßen gefragt. Aus Kindern müssen kompetente und geübte Nutzer der digitalen Möglichkeiten werden, die Fake-News von der Realität unterscheiden und nicht auf Spam-Bots hereinfallen. Das geht natürlich am besten, wenn man gezielt am Probanden forscht – und neue Anwendungen wie ChatGPT gemeinsam nutzt und durchleuchtet.

Auch ein spielerischer Zugang kann ein Schlüssel zu mehr Medienkompetenz sein. Der Brockhaus-Verlag hat mit „Exit The Fake“ ein sogenanntes „Serious Game“ entwickelt, das für Siebt- bis Zehntklässler konzipiert ist und den sicheren, reifen Umgang mit dem Internet fördert. „Mit Hilfe von Fake News wird versucht, die Meinung von Menschen zu beeinflussen, um politische, wirtschaftliche oder persönliche Ziele zu erreichen. Zudem mindert das Massenphänomen das Vertrauen in Nachrichten und fördert das Misstrauen gegenüber journalistischen Formaten im Allgemeinen. Es ist also essentiell, frühzeitig die Medienkompetenz zu schulen und Fähigkeiten zu erlernen, mit denen Fake News entlarvt werden können. Mit unserem Serious Game möchten wir hierzu einen guten Beitrag leisten”, sagt Thomas Littschwager, der CEO von Brockhaus dazu.

Chatbot ChatGPT: Chancen und Gefahren

ChatGPT ist derzeit in aller Munde. Das KI-Programm der Firma OpenAI kann man sich laut der Webseite www.gamestar.de als „KI-Form einer Google-Suche“ vorstellen. Man kann also Themen recherchieren oder der KI Fragen stellen. Sogar Unterhaltungen sind möglich. Zu den spaßigen Features des Programms zählt auch, dass man sich die Antwort im Stile von Shakespeare oder in Gestalt eines Nirvana-Songtextes ausspucken lassen kann. Die Technologie befindet sich derzeit allerdings noch in der Frühphase, was manche verbale Entgleisungen der KI erklärt. Auch davor sollten Kinder geschützt werden.

Ein Risiko von ChatGPT liegt in der Fähigkeit, auch Texte zu verfassen. Ein gefundenes Fressen für findige Schülerinnen und Schüler, den kurzen Aufsatz einfach von einer Maschine schreiben zu lassen. Das wird auch schon von der Politik debattiert. „Wie will man kontrollieren, welcher Quellen sich die Schülerinnen und Schüler bei Hausaufgaben bedienen?“, fragt beispielsweise Berlins Bildungssenatorin und KMK-Vorsitzende Astrid-Sabine Busse. „Schule ist schon immer ein lernendes System. Und das muss und wird sich auch in der neuen Normalität einer digital geprägten Welt, in der KI zunehmend eine Rolle spielt, zeigen.“

Für Doris Weßels, Professorin für Wirtschaftsinformatik an der Fachhochschule Kiel, geht ChatGPT noch weiter: „Der gesamte Schreibprozess, nicht nur in der Schule, wird sich durch leistungsstarke Werkzeuge wie ChatGPT ändern“, sagt sie und spricht gar von Elementen einer „Revolution.“ Künftig werde es an Schulen vielleicht ein Tandem aus Schüler und KI geben – wobei das menschliche Element durch Intuition stets wichtig bleiben wird.

Pädagogik vor Technologie

Welche technischen Hilfsmitteln Lehrkräften oder Eltern auch immer zur Verfügung stehen mögen – ihr Einsatz sollte stets geprüft und abgewogen werden. Ist der Nutzen wirklich größer als der Aufwand oder die etwaigen Nebenwirkungen? Profitieren die Schülerinnen und Schüler wirklich vom Einsatz neuer, auch KI-unterstützter Medien oder sind sie davon eher überfordert oder abgelenkt? Bei der Didacta werden diese Themen diskutiert und anhand von vielen praktischen Beispielen durchleuchtet. Unter anderem wird die neue Digitale Bildungsplattform (DBP) vorgestellt, aber auch Barrierefreiheit im digitalen Raum oder Cyber-Security beleuchtet. Im „Innovation Lab“ werden neue Lehrmethoden wie VR-Learning vorgestellt, zudem wird untersucht, wie gut digitale Lernmethoden bereits implementiert sind und was man da noch besser machen kann.

Letztendlich schreitet die Technik in großen Schritten voran, die KI ist in der Lage, das Schulsystem zu überholen und somit zu überfordern. Der Ausbau der Digitalisierung und die Schulung der digitalen Kompetenz von Schülerinnen und Schülern wie auch Lehrerinnen und Lehrern können das Lernen von morgen effektiver, besser und nachhaltiger gestalten. Selbst wenn so schnell keine Roboter hinterm Lehrerpult sitzen werden.

 

Stand: März 2023

Weiterführende Informationen

Über den Autor

Björn Springorum ist freier Journalist und Schriftsteller. Er schreibt u.a. für die Stuttgarter Zeitung, den Tagesspiegel oder uDiscover Music. Als Schriftsteller hat er bislang fünf Kinder- und Jugendbücher verfasst. Zuletzt erschienen: “Kinder des Windes" (2020), Thienemann Verlag. Er lebt in Stuttgart.