Fake News und Cyber-Mobbing – wie gefährlich ist TikTok?

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Fake News und Cyber-Mobbing – wie gefährlich ist TikTok?

Fake News und Cyber-Mobbing – ist TikTok gefährlich?

Smartphone-Display auf dem ein TikTok-Logo zu sehen ist.
Harmlos oder gefährlich? Die TikTok-App steht in der Kritik.

Der jüngste grausame Mordfall an einem jungen Mädchen hat die Risiken und Gefahren der App TikTok erneut in den Fokus gerückt. Die EU-Kommission denkt schon länger über ein Verbot der App nach. Was Eltern wissen müssen – und was sie tun können, um ihre Kinder vor mögliche Risiken schützen.

Seit es soziale Medien gibt, wird darüber debattiert, wie sozial sie wirklich sind. Insbesondere jüngere Internetnutzerinnen und -nutzer sind auf den gängigen Portalen natürlich auch Gefahren und Risiken ausgesetzt, werden gemobbt, unterliegen Fake News oder entwickeln ein toxisches Verhältnis zu ihrem eigenen Körper. Im Januar diesen Jahres, also noch vor dem grausamen Mord an der zwölfjährigen Luise, drohte die EU-Kommission mit Sanktionen gegen die Video-App. Die Begründung des EU-Kommissars Thierry Breton: Es sei nicht hinnehmbar, dass Nutzerinnen und Nutzer über vordergründig humorvolle und harmlose Clips innerhalb weniger Sekunden zu gefährlichen und manchmal sogar lebensbedrohlichen Inhalten gelangten.

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    Was ist TikTok eigentlich?
  2. 2
    Problem 1: Fake News
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    Problem 2: Gefährliche Challenges
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    Problem 3: Cyber-Mobbing
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    Was man tun kann

Was ist TikTok eigentlich?

TikTok ist eine in China entwickelte Videoplattform, die insbesondere bei jungen Menschen sehr beliebt ist. Sie wurde Ende September 2016 gegründet – und war mit rund 45,8 Millionen Downloads schon im ersten Quartal 2018 die am häufigsten heruntergeladenen App der Welt. Bei TikTok können User kurze, selbstgedrehte Videos hochladen und sie nach Lust und Laune mit Musik von bekannten Songs oder Filmszenen unterlegen. Durch das Teilen und Kommentieren der Beiträge wird TikTok zum sozialen Netzwerk. Das wird häufig für harmlose Späße wie Dance-Challenges genutzt. Aber eben nicht nur.

Problem 1: Fake News

Überall im Internet grassieren Fake News, also absichtlich oder aus Unwissenheit gestreute Falschinformationen. TikTok scheint dafür ein besonderer Brandherd zu sein. Eine Untersuchung der Suchfunktion von TikTok durch das Portal NewsGuard kam zu dem Ergebnis, dass 20 Prozent aller geprüften Videos Behauptungen aufstellten, die unwahr sind. Im Klartext, jede fünfte Behauptung auf TikTok entspricht nicht der Wahrheit. Das liegt am durchaus lockeren Reglement des TikTok-Betreibers, der 90 Prozent aller Test-Falschmeldungen munter durchwinkte.

Fake News können in vielseitiger Form daherkommen. Gezielte Falschmeldungen zur Corona-Impfung, dem Klimawandel oder dem Ukrainekrieg, aber auch zur Behinderung polizeilicher Ermittlungen. In England störte kürzlich eine Meute von voyeuristischen Hobby-Detektiven die Suche nach einem vermissten Mädchen, weil sie auf TikTok Wind von den Ermittlungen bekommen hatte.

Immerhin: Jeder zweite Jugendliche fragt laut einer Studie des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest die Eltern, ob ein fragwürdiger Inhalt denn auch stimmen kann. Da soziale Medien wie TikTok oder Instagram aber hauptsächlich genutzte Medien von Jugendlichen sind, birgt das immer noch ein großes Risiko.

Problem 2: Gefährliche Challenges

Mutproben, sogenannte "Challenges" kennen wir alle. So war es vor einiger zeit lustig, sich für einen guten Zweck einen Kübel mit Eiswasser über den Kopf zu gießen und immer wieder sorgen auch lustige Tanz-Challenges für hochgezogene Mundwinkel. Es gibt aber noch ganz andere Challenges, die gefährlich, mitunter sogar lebensgefährlich sind: Bei der Blackout Challenge filmen sich Kinder dabei, wie sie sich mit Gegenständen solange würgen bis sie das Bewusstsein verlieren um anschließend wieder benommen zu sich zu kommen. Mehrere Jugendliche sind dabei gestorben. Andere Challenges beinhalten, bestimmte Pillen bewusst über zu dosieren oder hart auf den Hinterkopf zu fallen. Neben der EU erwägen mittlerweile auch weitere internationale Staaten ein Verbot der App.

Problem 3: Cyber-Mobbing

Mobbing gab es schon vor dem Internet und Cyber-Mobbing gab es schon vor TikTok. Dennoch sorgt die Beliebtheit der Video-App in diesem Bereich für besonders alarmierende Zahlen: Eine Studie der Krankenkasse Barmer hat herausgefunden, dass Jugendliche immer häufiger Opfer von Mobbing werden. In der Studie heißt es: „Die Verbreitung von Cybermobbing ist weiter gestiegen, obwohl sie bereits im letzten Jahr massiv ausgeprägt war.“

Ob Täter, Opfer oder Beobachter: 59 Prozent der Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren haben in Deutschland Erfahrungen mit Cybermobbing. Im Vorjahr waren es noch 51 Prozent. Sechzehn Prozent der Befragten gaben an, selbst von Cybermobbing betroffen gewesen zu sein. Im Vorjahr lag dieser Wert noch bei vierzehn Prozent. Mädchen werden durchschnittlich häufiger gemobbt als Jungs, zudem stellt die Studie unter 2.000 Befragten eine Korrelation zwischen Bildungsgrad und Mobbing-Verhalten fest: „Bei höherem Bildungsgrad liegen die Zahlen sowohl für die Opfer- als auch für die Täterrolle niedriger als bei formal niedrigerem Bildungsgrad.“ Viele Studien sind sich einig, dass sich Cyber-Mobbing inzwischen zu einem dauerhaften Problem entwickelt hat. Mit gravierenden Folgen für Psyche, Gesundheit und schulische Leistungen.

Was man tun kann

Sein Kind vor Mobbing zu schützen, ist nicht einfach. „Kinder, die gemobbt werden, schämen sich manchmal dafür, weil sie denken, dass sie zurecht gemobbt werden. Deshalb schweigen sie darüber – das sollte man wissen“, sagt Digitaltrainer Daniel Wolff.

Eines muss dennoch klar sein: Ein staatliches TikTok-Verbot wird die Probleme und Schwierigkeiten einer digitalen Welt nicht aus der Welt schaffen. Auch bei den Eltern sollte hier mehr Fingerspitzengefühl gefragt sein als die App einfach zu verbieten. Ganz oben auf der Agenda sollte daher stehen, insbesondere jüngere Kinder bei der Mediennutzung zu begleiten, nur bestimmte Apps zu erlauben und den Nachwuchs nur nach elterlicher Freischaltung den Download neuer Apps zu gestatten. Essentiell ist zudem, Medien gemeinsam zu nutzen, Kinder über die hier angesprochenen Risiken und Gefahren anzusprechen und für Themen wie Fake News oder Mobbing zu sensibilisieren. Die Nutzung der sozialen Medien sollten also nicht verboten oder kontrolliert, sondern begleitet werden.

Stand: März 2023

Weiterführende Informationen

Über den Autor

Björn Springorum ist freier Journalist und Schriftsteller. Er schreibt u.a. für die Stuttgarter Zeitung, den Tagesspiegel und konzipiert Comic-Geschichten für “Die drei ???". Als Schriftsteller hat er bislang fünf Kinder- und Jugendbücher verfasst. Zuletzt erschienen: “Kinder des Windes" (2020), Thienemann Verlag. Er lebt in Stuttgart.