„Barbie“ und die FSK: Was die Altersfreigabe bei Filmen zu bedeuten hat

HERE GOES INVISIBLE HEADER

„Barbie“ und die FSK: Was die Altersfreigabe bei Filmen zu bedeuten hat

„Barbie“ und die FSK: Was die Altersfreigabe bei Filmen zu bedeuten hat

Filmstill aus "Barbie": Quietschpinke Erfolgsgeschichte. (Bild: Warner Bros. Entertainment Inc.)

Die Freiwillige Selbstkontrolle (FSK) hat den „Barbie“-Blockbuster ab 6 Jahren freigegeben. Das bedeutet nicht zwingend, dass es auch ein Kinderfilm ist. Doch bei der offiziellen Altersfreigabe gibt es viele Dinge, die man wissen sollte. Und viele Irrtümer.

„Barbie“ ist eine globale Erfolgsgeschichte. Als erste Regisseurin überhaupt hat Greta Gerwig das magische Einspielergebnis von einer Milliarde US-Dollar gerissen – und das mit einem quietschbunten Film, der für „female empowerment“ steht, für Weiblichkeit und Selbstbestimmung. Und der vor allem nicht spart mit Kritik am Patriarchat oder Barbie-Hersteller Mattel.

  1. 1
    Ist „Barbie“ ein Kinderfilm?
  2. 2
    Was ist die FSK?
  3. 3
    Wie arbeitet die FSK?
  4. 4
    Wie bewertet die FSK?
  5. 5
    Was bedeuten die Freigaben?

Ist „Barbie“ ein Kinderfilm?

In Deutschland wurde der Film von der Freiwilligen Selbstkontrolle mit FSK 6 bewertet. Das heißt, dass ihn alle Kinder ab sechs Jahren sehen dürfen. Das bedeutet aber eben noch lange nicht, dass sie das auch sollten. In den USA beispielsweise hat die Prüfbehörde MPAA das PG-13-Label vergeben, was hierzulande eher mit FSK 12 gleichzusetzen ist. Eine Altersangabe allein reicht also nicht aus, um zu wissen, ob der Film für das eigene Kind wirklich geeignet ist.

Was ist die FSK?

Die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) ist eine Einrichtung der Spitzenorganisation der Filmwirtschaft e.V. (SPIO). „Dabei arbeiten Bund (Ressort für Kultur und Medien der Bundesregierung, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend), Länder (Oberste Landesjugendbehörden, Kultusministerien), Kirchen (evangelisch, katholisch), der Zentralrat der Juden sowie der Bundesjugendring zusammen“, weiß das Medienportal Schau hin.

Die FSK entscheidet, für welche Altersgruppen bestimmte Filme geeignet sind. Zu beachten ist aber stets: Ihre Freigaben sind lediglich eine Orientierung und keineswegs eine pädagogische Empfehlung. „Die Jugendschützer*innen haben den gesetzlichen Auftrag, zu prüfen, ob ein Film Kinder und Jugendliche bestimmter Altersstufen in ihrer Entwicklung beeinträchtigen könnte. Die FSK-0-Freigabe der Doku ‚Alptraum Atommüll‘ heißt noch lange nicht, dass der Film tatsächlich etwas für Kleinkinder ist! Andersherum ist mancher FSK-12-Film sehr wohl schon für Achtjährige geeignet“, heißt es bei einer großen Fernsehzeitschrift. „Das Problem ist hier, dass das Jugendschutzgesetz keine Altersabstufungen zwischen 6 und 12 vorsieht.“

Wie arbeitet die FSK?

Rund 250 ehrenamtliche Mitarbeiter*innen sind mit dem Sichten und Beurteilen von Filmen beschäftigt. Außerdem müssen sie „ein entsprechendes Fachwissen in Psychologie und Medienwissenschaft besitzen und dürfen nicht direkt in der Filmvermarktung tätig sein, um eine Beeinflussung durch diese Branche zu vermeiden.“

Neben Prüfer*innen der FSK sind immer auch Vertreter*innen der Landesjugendbehörden und Sachverständige für Jugendschutz mit dabei. Jeder Kinofilm wird von fünf Prüfer*innen geschaut, entschieden wird dann nach dem Mehrheitsprinzip auf Grundlage des Jugendschutzes nach folgenden Kriterien:

Wie ist die Sprache?
Kommen Gewalt und/oder Sex vor?
Kann der Film Kinder negativ beeinflussen (verängstigen, verstören)?

Wie bewertet die FSK?

Filmprüfer*innen haben viel zu tun: Durchschnittlich bewerten sie drei Filme pro Tag auf ihre Kinder- oder Jugendverträglichkeit. Am Ende stehen dann vier Freigaben: Ab 0, 6, 12 und 18 Jahren. Es sind jedoch oftmals höchst individuelle Entscheidungen, die keinem festen Kriterienkatalog unterliegen. „Dabei steht grundsätzlich das Wohl der jüngsten Jahrgänge einer Altersgruppe im Vordergrund.“

Dennoch kommt es immer wieder zu Anpassungen: Til Schweigers „Keinohrhasen“ war erst ab sechs Jahren freigegeben, nach viel Kritik wurde die Atersfreigabe auf zwölf Jahre hochgesetzt. Andersherum lief es bei „Harry Potter“: Der zweite Teil „Die Kammer des Schreckens“ wurde von der FSK zunächst ab zwölf Jahren eingestuft. Doch der Filmverleih strebte eine Freigabe ab sechs Jahren an, weil sonst Millionen Tickets weniger verkauft worden wären. Also wurden in der deutschen Version einige Szenen herausgeschnitten.

Die Freigabepraxis der FSK ist zudem längst nicht mehr mit der vor 20 Jahren vergleichbar. „Ich glaube, dass heute Filme für Zwölfjährige freigegeben werden, die vor 20 Jahren für 16-Jährige freigegeben worden wären. Da ist viel in unserer Wahrnehmung passiert“ so Ines Walk, die Chefredakteurin vom Moviepilot.de bei Deutschlandfunk Nova. Selbst Sexszenen oder gruselige Momente seien mittlerweile viel alltäglicher als früher.

Was bedeuten die Freigaben?

Filme mit FSK 6 dürfen nicht von Kindern unter sechs Jahren gesehen werden – auch nicht in Begleitung Erwachsener. Ebenso verhält es sich bei Filmen mit FSK 16 und 18. Ein wenig anders ist das bei FSK 12. Diese Filme dürfen auch Kids zwischen sechs und elf Jahren sehen, wenn Erziehungsberechtigte dabei sind.

Weil die Sprünge zwischen den einzelnen FSK-Stufen groß sind, empfiehlt sich ein Besuch der Webseite www.kinofenster.de von der Bundeszentrale für politische Bildung. Dort wird neben der offiziellen FSK-Freigabe auch eine eigene Altersempfehlung abgegeben. Die empfohlene Freigabe für „Barbie“ ist 12 Jahre.

Stand: August 2023

Weiterführende Informationen

Über den Autor

Björn Springorum ist freier Journalist und Schriftsteller. Er schreibt u.a. für die Stuttgarter Zeitung, den Tagesspiegel und konzipiert Comic-Geschichten für “Die drei ???". Als Schriftsteller hat er bislang fünf Kinder- und Jugendbücher verfasst. Zuletzt erschienen: “Kinder des Windes" (2020), Thienemann Verlag. Er lebt in Stuttgart.