WhatsApp – Was tun bei Mobbing?

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WhatsApp – Was tun bei Mobbing?

WhatsApp – Was tun bei Mobbing?

Junges Mädchen hält beschämt ihre Hand vors Gesicht und ihre Mutter tröstet sie.
Smartphones Wohin wenden, wenn gelästert wird? Am besten zu einer neutralen Vertrauensperson!

WhatsApp ist mit über 58 Millionen angemeldeten Usern in Deutschland der beliebteste Messenger-Dienst. Im deutschen Sprachgebrauch angekommen, „whatsappt“ man oder schickt sich „eine WhatsApp“. Gruppenfunktionen und Videokonferenzen machen den Messenger zu dem Kommunikationstool schlechthin. Auch Kinder und Jugendliche nutzen WhatsApp ganz selbstverständlich. Laut KIM-Studie 2018 nutzt jedes Dritte Kind im Alter von 6 bis 13 täglich den Messenger. Und das obwohl WhatsApp eigentlich erst ab 16 Jahren erlaubt ist – so will es nämlich seit 2018 die Datenschutzgrundverordnung.

Viele Eltern drücken da oft ein Auge zu – entweder aus Unwissen oder Bequemlichkeit. Die Kinder rund um die Uhr möglichst diskret erreichen können, ist für viele Eltern ein Vorteil. Auch das Argument, dass ja „alle in der Klasse“ bereits ein Handy haben und bereits WhatsApp nutzen, ist häufig das Totschlagargument. Einige Eltern schließen sich hingegen mit anderen Eltern der Klassengemeinschaft kurz, um die Smartphone-Nutzung möglichst spät und begleitet anzufangen.

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    Wenn Schul-WhatsApp-Gruppen zu Hass-Gruppen werden
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    Vertrauenspersonen miteinbeziehen
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    Prävention: Vorsorge ist besser als Nachsorge
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    Mobbing via WhatsApp – was tun im Notfall?
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    WhatsApp erst ab 16 – eine rechtliche Absicherung?
  6. 6
    Sind technische Lösungen eine Lösung gegen Mobbing?
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    Umfangreiche Maßnahmen gegen Cybermobbing

Wenn Schul-WhatsApp-Gruppen zu Hass-Gruppen werden

Für viele Schüler*innen ist die Gruppenfunktion von WhatsApp das wichtigste Tool für den Schulalltag. Im Klassenchat erfährt man über Hausaufgaben, Vertretungspläne und Klassenarbeiten. Gerade bei jüngeren Schüler*innen wird der Klassenchat als digitale Graffitiwand genutzt – unterhaltsame und beleidigende Videos und Fotos werden zu jeder Uhrzeit geteilt.

Grüppchenbildungen, Cliquen und die Klassendynamik spiegeln sich auch im Klassenchat wieder. Der oder die Außenseiter*in im Klassenzimmer nimmt seine Rolle auch digital ein und wird von den Mobbenden im Chat weiter beleidigt. Besonders problematisch bei WhatsApp ist, dass man unfaire Beiträge nicht melden oder entfernen kann, sowie bei Facebook oder Instagram. Eine Bitte an den oder die Administrator*in einer Gruppe, den Mobber aus der Gruppe zu entfernen, kann sich schwierig gestalten – vor allem, wenn dieseroder diese zu den Mobbenden gehört.

Oft bleibt der gemobbten Person nichts anderes übrig, als die Gruppe zu verlassen und einzelne Usende zu blockieren. Blockieren bedeutet aber bei WhatsApp nicht, dass der Kontakt vollständig abgebrochen wird. Blockieren heißt lediglich, dass einem die geblockte Person nicht mehr schreiben kann. Wichtiger Tipp: Falls man vorhat, gegen die mobbenden Personen rechtlich vorzugehen, sollte man seinen Account nicht löschen. Die Beweismittel würden so nämlich verloren gehen.

Vertrauenspersonen miteinbeziehen

Das Blockieren von Mobbenden ist nur ein kurzfristiges Mittel für die Gemobbten, da es das Kernproblem mit den Tätern nicht löst. Gemobbte müssen erkennen, dass sie nicht machtlos und alleine dastehen, um aus ihrer Opferrolle heraus zu kommen. Das geschieht dann, wenn sie Personen miteinbeziehen, die ihnen helfen können. Das sind erst mal nicht die Eltern oder Lehrkräfte, da diese das Szenario verschlimmern können, da sie oft emotional oder übereifrig reagieren. Als geeignete Vertrauenspersonen wären Streitschlichtende geeignet, wenn diese bereits in der Klasse ausgebildet wurden. Wenn es in der Klasse keine neutralen Schüler*innen gibt, sollte sich die Gemobbten an den Schulsozialarbeitenden oder eine neutrale Lehrkraft wenden.

Prävention: Vorsorge ist besser als Nachsorge

Bereits bevor es zu Mobbing kommt, müssen Schüler*innen an Schulen befähigt werden, Konflikte selbst zu lösen. Dafür bieten sich Präventions-Workshops an, wie die von stark.stärker.WIR. Hier lernen Schüler*innen sowie Lehrkräfte wie man Konflikte bewältigt und dass Schule ein Raum ist, in dem die Würde und die Gesundheit jedes Einzelnen geachtet werden. Nach diesen Workshops sind Lehrkräfte in der Lage, das Klassenklima besser einzuschätzen und positiv zu fördern: sogenannte Streitschlichtende auszubilden oder einen Klassenrat einzusetzen, kann den Umgang unter den Schülern verbessern. Streitschlichtende verbessern das Klassenklima, in dem sie Konflikte frühzeitig erkennen und rechtzeitig eingreifen.

Mobbing via WhatsApp – was tun im Notfall?

  • Ruhe bewahren: nicht antworten
  • Beweise sichern, Screenshots anfertigen (iPhone: Home- & Standbye-Taste gedrückt halten, Android: Home- & Lautstärke leiser-Taste gedrückt halten)
  • Kontakt sperren
  • Vertrauensperson miteinbeziehen

WhatsApp erst ab 16 – eine rechtliche Absicherung?

Theoretisch dürften Jugendliche unter 16 Jahren WhatsApp gar nicht benutzen. So steht es zumindest in den Nutzungsbedingungen: Um WhatsApp benutzen zu dürfen, musst du mindestens 16 Jahre alt sein. Ironischerweise kann sich jeder ohne Altersabfrage die App herunterladen und installieren. Besorgten Eltern bleibt nichts Anderes übrig, als sich auf ihre Kinder zu verlassen oder mit Kinderschutz-Software und Sperren gegen die Messenger-App vorzugehen.

Sind technische Lösungen eine Lösung gegen Mobbing?

Auf lange Sicht schaffen technische Lösungen keine Abhilfe gegen unsoziales Verhalten auf WhatsApp. Zu hoch ist die Gefahr, dass die Jugendlichen einfach auf anderen Plattformen weitermachen. Dazu zählen Instagram, Snapchat oder auch Onlinespiele wie Fortnite, auf denen sich die Schülerinnen und Schüler miteinander treffen. Beleidigungen in Onlinespielen sind keine Seltenheit: wer bei Fortnite nicht mit den richtigen Skins – also digitalen Kleidungskombinationen – unterwegs ist, wird als „uncool“ abgestempelt und gemobbt.  

Umfangreiche Maßnahmen gegen Cybermobbing

Die Herausforderungen an die Erziehenden sind groß. Das Kindermedienland Baden-Württemberg bietet deshalb zum Thema "Cybermobbing" umfangreiche Maßnahmen an.

Interessierte Schulen können über unser Programm "101 Schulen"Workshops zum Thema "Cybermobbing" organisieren.  

Für nachhaltige Arbeit mit den Schüler*innen bieten wir das Programm "SMEP Jugendmedienschutz" an. In 20 Stunden werden Jugendliche zwischen 13 und 16 Jahren zu Schüler-Medienmentoren ("Smeppern") ausgebildet. Hierbei werden sie ausführlich zum Thema "Cybermobbing" geschult. Danach sind sie in der Lage, ihr Wissen an Jüngere weiterzugeben.  

In unserer Eltern-Arbeit sensibilisieren wir Eltern zum Thema Cybermobbing. Im Eltern-Medienmentoren-Programm werden Eltern an zwei Tagen zu Medienmentoren ausgebildet.  

Wer das Thema "Cybermobbing" im Unterricht oder Elternabenden thematisieren möchte, erhält auch bei der medienpädagogischen Beratungsstelle des Landesmedienzentrums Baden-Württemberg tatkräftige Unterstützung:  

Tel: 0711 490 963 – 21, E-Mail: beratungsstelle@lmz-bw.de

Für Lehrkräfte und Erziehende, die sich dem Thema annehmen wollen, sind folgende Publikationen empfehlenswert: 

Geschichten schreiben zum Klassenchat: so reflektieren Kinder über ihre Erlebnisse

klicksafe-Zusatzmodul 1: Was tun bei Cyber-Mobbing?

Spielregeln im Internet - Durchblicken im Rechte-Dschungel (iright.info)

Leitfaden "Medienkompetenz" - Tipps zum sicheren Umgang mit digitalen Medien (zhaw.ch)

Broschüre "Digitale Gewalt" (frauennotruf-frankfurt.de)

Mobbing im Kindergarten erkennen & lösen – 8 Tipps (Stark auch ohne Muckis)